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Eisenhanteln im Wäschekeller

Kaspar Gretler trainierte schon Ende der 1950er-Jahre gemeinsam mit Unternehmensgründer Werner Kieser. Damals war Krafttraining in der Schweiz genauso wie in Deutschland noch unbekannt …

Name: Kaspar Gretler

Geburtsdatum: 24.01.1941

Beruf: Rentner (gelernter Maschinenschlosser)

Hobbys: Automobilsport

Kieser Training-Kundin seit: 2007

Kraft bedeutet für mich: Lebensqualität.

„Du, ich bin der Kaspar Gretler. Magst du dich noch erinnern?“ So höflich und zurückhaltend hat Gretler den Gründer von Kieser Training, Werner Kieser, angesprochen, als sie sich vor Jahren zufällig in einem der Studios begegnet sind. Die beiden hatten sich jahrzehntelang nicht gesehen. Sie sind alte Sportkumpel: Gretler war 1958 der Erste, den Werner Kieser trainierte – lange, bevor der sein Unternehmen gründete und lange, bevor Krafttraining in Europa populär wurde.

Fitnessstudios gab es noch nicht

Heute ist Gretler 76 Jahre alt. Seine grauen Haare sind kurz geschnitten, er trägt einen Schnauzbart. Er ist ein zurückhaltender Mensch, niemand, der sich in den Vordergrund drängt oder gerne von sich erzählt. Damals, Ende der 1950er-Jahre, als sie sich zum Training zusammenfanden, machten er und Werner Kieser gerade ihre Ausbildung und gingen zur selben Berufsschule: Gretler lernte Maschinenschlosser, Kieser Tischler. Kieser überzeugte seinen Schulfreund, mit ihm zu trainieren. Fitnessstudios gab es damals noch nicht, stattdessen trafen sie sich in Kiesers Elternhaus. „Ich bin unten aufgewachsen, er oben“, erzählt Gretler. Mit unten meint er Dietikon, ein Dorf am Rande von Zürich, das mittlerweile zu einer kleinen Stadt herangewachsen ist. Oben ist das Dorf Berg-Dietikon.

Gretler fuhr die paar Kilometer zu seinem Freund mit dem Fahrrad. Er erinnert sich: „Im Untergeschoss des Hauses gab es eine Waschküche, daneben einen großen Trockenraum.“ Doch statt Kleidung zum Trocknen hing dort ein Sandsack. Auch an eine Eisenhantel erinnert sich Gretler: „Wir hatten damals schon Scheibenhanteln“, erzählt er stolz. Die beiden machten mehrmals pro Woche Hanteltraining, hoben, stießen und stemmten die Gewichte in die Höhe. Kieser motivierte seinen Schulfreund, indem er ihm bei jeder Übung erklärte, was sie Positives für den Körper bewirkt. Auch Wald-Läufe mit Intervallen, Übungen am Sandsack und Seilspringen gehörten dazu. „Wir haben immer kurz und intensiv trainiert“, erzählt Gretler. „Werner Kieser hat schon damals gesagt, allzu langes Training bringt nichts.“

Das Training

„Ich trainiere einfach den ganzen Körper einmal pro Woche und habe dank Kieser Training überhaupt keine Beschwerden“, sagt Kaspar Gretler (76). Als Rennradfahrer kennt er das auch anders: Einmal waren die Schmerzen im Lendenbereich so groß, dass ihm der Arzt eine Spritze verpasst hat und zu ihm sagte „Fahrradfahren ist Gift für den Rücken“. Gretlers Gegengift sind kräftige Rumpfmuskeln. Denn für die stark gebeugte Haltung beim Rennradfahren braucht man einen stabilen Körper. Gretler absolviert im Studio ein Ganzkörperprogramm, aber sein Favorit ist die Maschine J9. Seit er dort die Seitbeuge trainiert, hat es in seinem Rücken nie wieder gezwickt.


Klassenkameraden kamen aus Neugier vorbei

Kieser war Amateurboxer, daher auch der Sandsack. Nach einer Rippenfellquetschung 1957 riet ihm ein spanischer Profi-Boxer, mit Gewichten zu trainieren, um schnell wieder fit zu werden. Sowohl sein Arzt als auch sein Trainer rieten ihm ab. Aber Werner Kieser fing trotzdem an, mit Gewichten zu arbeiten und war nach drei Wochen nicht nur schmerzfrei, sondern beim Boxen auch deutlich stärker und schneller. Das war der Anfang seiner Begeisterung fürs Krafttraining. Weil er in der Schweiz keine Literatur fand, besorgte sich Kieser Bücher aus den USA. „Was der alles gelesen hat, das ist unglaublich“, erinnert sich Gretler. 

Gretler und Kieser waren damals bei ihrem Training meist allein, der ein oder andere Klassenkamerad kam mal aus Neugier vorbei – ist aber meist schnell wieder verschwunden. „Die waren nicht so fleißig wie wir“, sagt Gretler lachend. Vermutlich hatten sie auch Vorbehalte: Zu der Zeit kam gerade das Bodybuilding auf. Die Anhänger trainierten sich dicke Muskeln an und posierten vor dem Spiegel. Sie wurden als „Spiegelaffen“ belächelt, mit denen man nichts zu tun haben wollte, weiß Gretler. Kieser und er trainierten schon damals mit einer anderen Zielsetzung: Es ging ihnen darum, Muskeln und Kraft aufzubauen, um den Körper gesund zu halten.

Wiedersehen nach 50 Jahren

Die Wege der beiden Trainingspartner trennten sich kurz nach der Ausbildung: Gretler arbeitete auf Montage, war viel im Ausland unterwegs, in Südkorea und in ehemaligen Ostblockländern wie der Tschechoslowakei und der DDR. „Man verliert Freunde, wenn man viel unterwegs ist“, sagt Gretler nachdenklich. Doch das, was Werner Kieser ihm beigebracht hat, hat er nicht vergessen: Er hielt seinen Körper all die Jahre fit, machte Kniebeugen und Liegestütze, trainierte mit Hanteln und Therabändern. Dabei hat er sich vorgenommen: Wenn er mal in Rente ist und nicht mehr ständig unterwegs, fängt er im Studio seines alten Freundes an zu trainieren. Dort begegneten sich die beiden wieder: Fast 50 Jahre hatten sie sich nicht gesehen, als sie im Kieser Training-Studio in Schlieren, westlich von Zürich, zufällig aufeinandertrafen. Gretler und seine Frau waren gerade Mitglieder geworden. „Werner hatte eine Riesenfreude, er konnte sich fast nicht erholen“, sagt Gretler über die Begegnung. Bis heute kommen beide regelmäßig zum Training – und halten öfter mal einen kleinen Plausch. Trotz der vielen Jahre, die dazwischen liegen: Das Training als Gemeinsamkeit verbindet sie bis heute. Manchmal findet man Freunde auch wieder ...

Text: Monika Herbst
Fotos: Verena Meier