Sportvorbereitung
Mit kräftigen Beinmuskeln nach Sylt
„Da schubs’ ich mich in Oberstdorf an und dann geht’s eh nur den Berg hinunter“, witzelt Steffen Eisele. Ganz so entspannt wird seine Fahrradtour durch Deutschland nicht werden, denn das Ziel ist mit 200 Kilometern pro Tag ambitioniert.
Eigentlich sollte es eine Vater-Sohn-Tour werden: Als die Idee mit der gemeinsamen Deutschlandtour zum ersten Mal aufkam, war Steffen Eiseles Ältester acht, neun Jahre alt und begeisterte sich gerade zunehmend fürs Fahrradfahren. Dann vergingen die Jahre – ohne, dass sie aufgebrochen sind. Inzwischen ist der Sohn 17 und hat andere Dinge im Kopf. Doch seinen Vater hat die Idee nicht mehr losgelassen …
Steffen Eisele ist durchtrainiert. Man sieht dem 46-Jährigen an, dass Fitness ein wichtiger Teil seines Lebens ist. Er hat Sportwissenschaften studiert und ist inzwischen Mitinhaber von vier Kieser Training-Studios in und um Stuttgart. Entsprechend ehrgeizig ist sein Ziel: Er möchte Deutschland mit dem Fahrrad durchqueren, vom südlichsten Punkt, dem Haldenwanger Eck bei Oberstdorf, bis zum nördlichsten Punkt, dem Ellenbogen auf Sylt. 1.400 Kilometer, verteilt auf nur sieben Tage, vor allem entlang an Flüssen und auf Fahrradwegen. Er hat ausgerechnet: rund 68 Stunden wird er dabei auf dem Fahrrad verbringen.
Wenn man seine kräftigen Beinmuskeln sieht, traut man ihm das zu. Doch die hat Steffen Eisele nicht vom Auf-der-Couch-liegen. Er trainiert intensiv: Jede Woche radelt er eine kurze und eine längere Strecke. Wobei kurz relativ ist: Etwa 80 Kilometer, drei bis vier Stunden ist er dafür unterwegs. Die lange Strecke liegt zwischen 150 und 200 Kilometern. Als er die vollen 200 Kilometer zum ersten Mal ausprobiert hat, wurde es hart am Ende: Steffen Eisele wohnt mit seiner Familie im Schwarzwald, auf 550 Metern Höhe. „Die letzten 50 Kilometer waren kein Spaß“, sagt er lachend. Es ging ordentlich bergauf.
Ein- bis zweimal pro Woche geht Steffen Eisele bei Kieser Training an die Geräte, stärkt Beine und Bauch, sowie den unteren Rücken und den Hals-Nacken-Bereich. Als Sportwissenschaftler weiß er: Rumpf und Nacken müssen kräftig sein, um die einseitige, sportliche Position auf dem Fahrrad schmerzfrei durchzuhalten. Und die Beine ohnehin, deren Training ist die Grundlage für eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit. Noch trainiert er an der Beinpresse B6. Auf einer Tagung konnte er bereits die neu entwickelte i-B6 testen. Das „i“ steht für infimetrisch. Gewichtsblöcke gibt es bei der neuen Maschine nicht mehr, den Widerstand erzeugt der Trainierende selbst. Je stärker er mit dem einen Bein drückt, desto mehr muss er mit dem anderen gegenhalten. Die Beinmuskeln stehen dadurch dauerhaft unter Spannung. Das macht das Training so intensiv. Sobald die neue Maschine da ist, wird er sie nutzen.
Beim Krafttraining geht es ihm neben dem körperlichen Effekt auch um den psychischen: „Man kommt beim Training oft an einen Punkt, an dem man sagt: Eigentlich möchte ich jetzt nicht mehr“, sagt Eisele. Auch wenn der Muskel brennt, macht er dann noch ein, zwei Wiederholungen bis zur lokalen Erschöpfung. Er lernt dabei, über seine Grenzen hinauszugehen – was sicherlich auch auf der Tour vorkommen wird.
Steffen Eisele ist optimistisch, dass er sein Ziel erreicht. Knifflig könnte nur die Ernährung werden. Er lebt seit fünf Jahren vegan. Er war nicht immer so schlank. Sein Top-Gewicht von 75 Kilogramm bei einer Größe von 1,78 Metern hat er der Ernährungsumstellung und hartem Training zu verdanken. Da er nicht weiß, wie viele Kilometer er am Tag tatsächlich schafft, kann er auch die Pensionen und Hotels für die Übernachtungen nur grob planen – ob er dort dann rein pflanzliches Essen bekommt, weiß er nicht. Für die Tour braucht er jedenfalls ordentlich Kalorien. Zumindest tagsüber ist das kein Problem: Da versorgt er sich mit selbst gebackenen Riegeln. Und für die Ankunft hat er sich eine Belohnung überlegt: Zwei entspannte Tage auf Sylt.
Text: Monika Herbst